So pessimistisch wie die "Kollapsologen" ist Heitzig aber nicht. "Ich würde zustimmen, dass es einige Hinweise darauf gibt, dass die Zivilisation zusammenbrechen kann, zum Beispiel durch einen global eskalierenden Gewaltkonflikt oder eine schwere globale Wirtschaftskrise", sagt er. Beides könne durch Folgen des Klimawandels begünstigt werden. "Aber es gibt eben keine klaren Hinweise darauf, dass das wirklich passieren wird oder wie wahrscheinlich es ist."
Auch zeitlich sei aus wissenschaftlicher Sicht keine seriöse Einschätzung möglich. "Wenn man im Nebel auf einen Abgrund zufährt und nicht weiß, wie weit er entfernt ist, wäre ein vernünftiger Rat: Tretet auf die Bremse", so der Forscher. "Wir können den Klimawandel ja bekämpfen und wir können unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem resilienter machen".
Hoffnung kontra Alarmismus
Dafür sei es zu spät, finden die "Kollapsologen". Der Zusammenbruch gehe vielleicht in ein paar Jahren los oder sei bereits unbemerkt im Gange. Die Teilnehmenden sagen, sie seien "hoffnungsfrei". Sie möchten sich emotional lieber auf das Schlimmste vorbereiten. Prinz ärgert sich sogar über Interviews in denen Klimawissenschaftler gefragt werden, ob es noch Hoffnung gibt.
Für die Psychoanalytikerin Delaram Habibi-Kohlen, Gründerin der Arbeitsgruppe Klima in der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie (DGPT), ist die Frage nach Hoffnung nur menschlich. Sie beschäftigt sich seit 2010 mit dem psychologischen Aspekt der Klimakrise und ist außerdem bei den "Psychologists for Future" aktiv. "Ohne Hoffnung können wir nicht leben", sagt sie. Die Frage sei, worauf die Menschen hoffen könnten. "Dass wir weiterleben können wie bisher, ist illusorisch". Ein lebenswertes Leben mit vielen Anpassungen und auch Verzicht führen zu können, sei dagegen nicht unrealistisch.
Es sei wichtig, die Gefahr durch ökologische Krisen deutlich zu machen und gleichzeitig weiter darüber nachzudenken, was man tun wolle, sagt Habibi-Kohlen. Sie warnt vor zu viel Alarmismus: "Das eröffnet bei Menschen so wenig Spielraum für die Vorstellungskraft. Dann sagt doch jeder: Ja, was soll ich da machen?".
Aktivismus, trotz Aussichtslosigkeit
Von Resignation sei aber im "Klima-Kollaps-Café" keine Spur, behauptet Gründer Prinz. Es löse in der Gruppe kein Fatalismus aus, zu wissen, dass es nichts mehr zu retten gebe. "Gerade dann, wenn nichts mehr zu erreichen ist, ist es notwendig noch mal für alles zu kämpfen", sagt der 45-Jährige. Die meisten Teilnehmer der Gruppe kommen demnach aus dem Klimaaktivismus, manche haben bei der Letzten Generation mitgewirkt. In irgendeiner Form seien alle Teilnehmenden auch jetzt noch aktiv, sagt Prinz.